SIGNUM Kunstaktion eine Reise 2008/09

7 Standorte im Dialog mit der Stahlplastik

SIGNUM bedeutet ZEICHEN.
Zwei große Winkel, die als Zahl 7 gelesen werden können, bestimmen maßgeblich die Form.
SIGNUM wird an sieben völlig unterschiedlichen Orten aufgestellt. Dadurch wird erkennbar, wie entscheidend der jeweilige Standort die Interpretationsmöglichkeit der Stahlplastik erweitert.
Standort 1: „Entstehung“, Bildungszentrum ThyssenKrupp Steel AG, Duisburg
Standort 2: „Die Rationale II“, Konstruktive Konkrete Kunst, Frauenmuseum, Bonn
Standort 3: „Ora et labora“, Kunstvesper, Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg
Standort 4: „Was uns beschäftigt“ Duisburger Akzente, Foyer Rathaus, Duisburg
Standort 5: „Warten“, ThyssenKrupp Steel, Halle J, Duisburg-Beeckerwerth
Standort 6: „Veränderung“, ThyssenKrupp Steel, Werk Duisburg-Hüttenheim
Standort 7: „Vergänglichkeit“, Schrottinsel, Hafen Duisburg-Ruhrort
Die freistehende sockellose Stahlplastik ist aus einem quadratischen Schwarzblech entwickelt, dessen zweidimensionale Fläche durch Einschnitte und Faltungen ohne Hinzufügen oder Wegnehmen von Material in einen dreidimensionalen Körper verwandelt ist.
Das Quadrat, die Grundfläche für SIGNUM, ist eine in sich ruhende Form. Umso spannungsvoller präsentiert sich SIGNUM nach dem Entstehungsprozess zur Stahlplastik als dreidimensionales Gebilde im Raum mit 2,10 m Höhe, 1,54 m Breite und 1,26 m Tiefe sowie einem Gewicht von rund 210 kg. Die verschiedenen Durchblicke, Faltungen und Winkel sowie die spannungsvolle Silhouette lassen SIGNUM von jeder Seite anders wirken. Die Freiplastik erscheint je nach Blickwinkel in sich ruhend und schwer, dann wieder optisch nach links oder rechts ziehend und wirkt dadurch sehr dynamisch.
Ein umfangreicher Katalog dokumentiert alle Stationen und die Wege zwischen den einzelnen Standorten dieser Reise der Stahlplastik.
SIGNUM wurde nach der Kunstaktion angekauft und ist Besitz der Firma BEB Stahl in Bochum.

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SIGNUM
Romi Fischer – eine Zürcher Kulturbotschafterin in Duisburg
Die in Zürich aufgewachsene und ausgebildete Künstlerin Romi Fischer hat mit SIGNUM ein Werk geschaffen, das Spuren oder – besser – Zeichen hinterlässt, selbst wenn es am Schluss auf der Schrottinsel landet. Die 7 Stationen der Skulptur versinnbildlichen das Geheimnis des Lebens von der Entstehung bis zum Tod. Ihr künstlerischer Gehalt weist indes weit über die empirische Erfahrung hinaus, ist transzendent und erschliesst sich dem Betrachter, der Betrachterin im spontanen Kunsterlebnis.
Ich bin stolz darauf, dass eine Zürcher Künstlerin ein solches Projekt in Duisburg verwirklichen konnte. Das ist beileibe keine Selbstverständlichkeit. Vielmehr ist das Werk dem glücklichen Zusammenfinden von schöpferischem Geist und materiellen Rahmenbedingungen zu verdanken. Mangels geeigneter Infrastruktur wäre es kaum möglich gewesen, ein so komplexes Vorhaben in Zürich zu realisieren. In Duisburg hingegen fand sich mit der ThyssenKrupp Steel Europe AG ein Unternehmen, das in grosszügiger und beispielhafter Weise bereit war, sich von einer künstlerischen Idee begeistern zu lassen, diese konkret umzusetzen und ihr zum Durchbruch zu verhelfen. Dies nennt sich im schönsten Sinn des Wortes Kulturaustausch.
Mit dem künstlerischen Schaffen von Romi Fischer ist zwischen Zürich und Duisburg eine Entwicklung in die Wege geleitet worden, die andere, bereits bestehende Verbindungen zwischen diesen zwei Städten im touristischen oder wirtschaftlichen Bereich ebenso sinnvoll wie prägnant ergänzt. Der kulturelle Austausch bringt Immer Inspiration, führt zu wechselseitiger Anregung, öffnet neue Dimensionen. Er macht auf die Vielfalt des Lebens in den involvierten Städten oder Ländern aufmerksam und erlaubt das sinnliche Erfahren und Kennenlernen der jeweils anderen Kultur, Gesellschaft und Zivilisation.
In einem offenen Europa ist es einfacher geworden, sich zu begegnen. Menschen aus unterschiedlichsten Herkunftsländern unternehmen Reisen und besuchen einander. Sie arbeiten hier und wohnen dort. Wenn aber etwas grenzüberschreitend ist, dann ist es die Kultur. Deshalb ist für einen vereinten europäischen Kontinent ein reger Kulturaustausch, der die Menschen verschiedener Nationen zusammen bringt, sie miteinander Musik, Kunst, Theater und Tanz erleben und voneinander lernen lässt, unumgänglich. Die Städte tun gut daran, sich in diesem Bereich zu engagieren.
Kulturaustausch ist ein entscheidender Beitrag zur Verständigung unter den Ländern und Städten. Er hält die Horizonte offen, ermöglicht die Teilnahme am globalen Dialog und bringt einheimische und fremde Kulturschaffende in Kontakt mit neuen Entwicklungen. Kulturaustausch müsste überall zu einem wesentlichen Teil nicht nur einer nationalen, sondern auch einer städtischen Aussenpolitik werden. Dazu bedarf es allerdings konkreter Kulturprogramme und der Bereitstellung entsprechender öffentlicher und privater Mittel.
Ich bin glücklich, dass es der Zürcherin Romi Fischer mit ihren Kontakten zu den Duisburger Behörden, zu Wirtschaftskreisen und zu Privatpersonen möglich war, ihr Werk SIGNUM zu realisieren. Ich danke deshalb allen, die sie unterstützt und ihr ermöglicht haben, in Duisburg so etwas wie eine zweite Heimat zu finden, wo sie einer interessierten Öffentlichkeit ihre Werke präsentieren und die Rolle einer Kulturbotschafterin übernehmen darf.
Dr. Jean-Pierre Hoby
Direktor Kultur Stadt Zürich

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Grusswort der Stadt Duisburg 
Romi Fischer – eine Zürcher Kulturbotschafterin in Duisburg
Wir reisen nicht nur an andere Orte, sondern vor allem in andere Verfassungen der eigenen Seele.
Mit diesen Worten hat der deutsche Schriftsteller Werner Bergengruen beschrieben, was das Reisen mit uns macht: Es lässt uns neue Perspektiven einnehmen, es macht uns die Enge der Heimat bewusst, es trägt uns buchstäblich zu neuen Ufern.
Wer wollte bestreiten, dass das, was für uns Reisende gilt, in ähnlicher Weise auch für ein Kunstwerk auf Reisen gilt? Auch Kunstwerke haben eine Seele. Auf Reisen findet ein Werk neue Wirkungszusammenhänge, gewinnt neue Perspektiven, wird hier ganz anders gesehen und wahrgenommen als dort.
Geradezu exemplarisch war dies bei dem Projekt SIGNUM zu erleben, dessen besonderen Reiz dieser Katalog dokumentiert und für das ich den Beteiligten, allen voran natürlich der Künstlerin Romi Fischer, von Herzen dankbar bin. SIGNUM hat verschiedene Orte vor allem unserer Stadt miteinander verbunden und sie zu Stationen einer außergewöhnlichen Reise gemacht, wie sie so wohl nur in Duisburg stattfinden kann.
Denn seit Generationen sind Duisburg und Stahl – der Werkstoff, aus dem auch SIGNUM entstand – schicksalhaft miteinander verbunden. Was uns einst groß gemacht hat, ist bis heute der Stolz der Stadt: Duisburg ist Europas Stahlstandort Nummer eins. Ähnlich schicksalhaft ist Duisburg auch mit der modernen Skulptur verknüpft. Die Geburtsstadt Wilhelm Lehmbrucks legt seit Generationen besonderes Augenmerk darauf. Das Wilhelm Lehmbruck Museum, Zentrum Internationaler Skulptur, ist ein hochkarätiges Juwel, das jederzeit einen Besuch lohnt.
Die Reise der Stahlskulptur SIGNUM durch unsere Stadt hat im Januar 2008 begonnen und im Sommer 2009 unter dem Gesichtspunkt „Vergänglichkeit» ihren Abschluss gefunden. Besonders gut erinnere ich mich an die Präsentation im Duisburger Rathaus im Frühjahr 2008, die ich persönlich als sehr eindringlich und berührend empfand. Ein „Fremdkörper» hatte in unserem alten, denkmalgeschützten Rathaus Einzug gehalten und trat in einen spannenden Dialog mit seinem historischen Umfeld. Der Spannungsbogen zwischen der mächtigen, damals noch tiefschwarzen Skulptur und ihrem Aufstellungsort war überdeutlich zu spüren.
Ähnlich dürfte es an den zahlreichen Stellen im Duisburger Stadtgebiet gewesen sein, an denen SIGNUM Station machte. Überall hat die Skulptur sicher geglaubte Blickwinkel verändert, den genius loci des Aufstellungsortes in sich aufgenommen und ihrerseits interveniert – eine Reise, die mit den Mitteln der Kunst ihren Einfluss auf die Verfassung der Seele unserer Stadt genommen hat, um auf das eingangs zitierte Dichterwort zurückzukommen. SIGNUM hat Duisburg bereichert – auch als Signum, als Zeichen der Vitalität der Kunststadt Duisburg.
Im Namen der Stadt danke ich allen, die dieses außergewöhnliche Kunstprojekt ermöglicht haben, vor allem der Künstlerin Romi Fischer und ihrem großzügigen Förderer Heinz-Dieter Rauch, sowie allen Sponsoren.
Vergänglichkeit war ein Aspekt des Projektes, Vergänglichkeit gilt auch für das Projekt selbst. Die Skulptur wird verschrottet, aber in unserer Erinnerung hinterlässt sie einen bleibenden Eindruck. Ich freue mich, dass der Katalog SIGNUM diese Eindrücke dokumentiert und lebendig hält. Möge er reiches Interesse finden.
Adolf Sauerland
Oberbürgermeister der Stadt Duisburg