PRAESENTIA Stahlinstallation 2002

Hauptverwaltung ThyssenKrupp Steel Europe AG, Duisburg-Bruckhausen

Visionen in Stahl: Stadt und Pyramide
Die architektonische Plastik

Dr. Gottlieb Leinz
Wilhelm Lehmbruck Museum
Zentrum Internationaler Skulptur, Duisburg

Der Großskulptur, in Gestalt eines dunklen, pyramidalen Stahlgerüstes das begehbar ist, ordnet Romi Fischer die Begriffe „Gegenwart, Anwesenheit, Präsenz» zu.

An jeder zur Mitte ansteigenden Seite ermöglichen treppenartige Aufstiege mit je 7 Stufen den Zugang zur zentralen Plattform, von wo aus die „Erlösung» möglich wird. Dies entspricht der traditionellen Sinngebung für die Pyramide, wie wir sie aus Mittelamerika und Ägypten kennen.

Das zugrundeliegende Quadrat der Pyramide von je 4,20 m Seitenlänge wird überragt von einem filigranen, zentral postierten Turm von 4.20 m Höhe. Eigens für diese Installation in Roheisenguß bei ThyssenKrupp Steel hergestellte und auf eigenen Sockeln montierte „Häupter» beschützen an allen vier Seiten den gleichsam sakralen Bezirk dieser Pyramide, in dessen Innere man dennoch eintreten kann. Denn diese vier „Wächter» in Eisen kommen vor den Schwellen bzw. Stufen zu stehen und lassen demonstrativ den Zugang ins Innere frei. Eben in diesem Kernbereich der Pyramide findet man gleichermaßen in neu gruppierter Anordnung und Verdichtung Bestandteile der „Compositio» wieder: die Stahlplatten und „Sarkophage», die Gitter und Stapel-Elemente, den schwebenden Körper, die Symbole für „Sein» und „Mass», Gewicht und Leere. Sie alle werden überwölbt durch die aus allen vier Richtungen gegen den Himmel führenden „Leitern». Der Turm ist folgerichtig als höchste Stufe in den Mittelpunkt gerückt. Das zuvor noch (in „Compositio») durch und in die „Stadt» führende Wegesystem verdichtet sich hier auf unmissverständliche Weise zu einem Aufstieg in den Kosmos, bei dem der Mensch selbst nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Denn die Stadt der Lebenden hat sich mit dieser Pyramide in ein visionäres Zeichen verwandelt, in ein Symbol für Erlösung, Licht und Unsterblichkeit.

(Textauszug)