FUNDUS Werkschau Halle J 2004

ThyssenKrupp Steel Europe AG, Duisburg-Beeckerwerth

Zeichnungen und Skulpturen

Romi Fischers filigrane Werke sind von einer Dialektik getragen, die in der Betonung der Nicht-Identität der Gestalt mit dem Ausgesagten ihre höchste Bestimmtheit findet. Sie tut das in einer Radikalität, die daran erinnert, wie der Schweizer Theologe Karl Barth in seinem Frühwerk den Glauben als „Hohlraum“ definierte und alle seine kirchlichen, theologischen und emotionalen Begleitumstände lediglich als Teile jener „Aufräumungsarbeit, durch die im ‚Diesseits’ der Platz frei werden soll für das ‚Jenseits’“. Romi Fischer geht aber mit diesen Skulpturen, die eingearbeitet im Innern figurale Bronzefragmente bergen, darüber hinaus und schreitet voran von der Dialektik zum Dialog, von der mehr oder weniger widerwilligen Akzeptanz unüberwindbarer Spannungen zur Berührung, zur Kommunikation. Danach wird das Kunstschaffen selber zum dialogischen Ereignis. Martin Buber hat in diesem Sinne sein dialogisches Prinzip auch bei der Entstehung des Kunstwerkes wiedergefunden: „Das ist der ewige Ursprung der Kunst, dass einem Menschen Gestalt gegenübertritt und durch ihn Werk werden will. Keine Ausgeburt seiner Seele, sondern Erscheinung, die an sie tritt und von ihr die wirkende Kraft erheischt. Es kommt auf eine Wesenstat des Menschen an: vollzieht er sie, spricht er mit seinem Wesen das Grundwort Ich-Du zu der erscheinenden Gestalt, dann strömt die wirkende Kraft, das Werk entsteht.“

Als dialogischer Prozess aufgefaßt versteht Romi Fischer Kunstschaffen gerade nicht als einen titanischen Akt, in dem der Mensch dem Schöpfer in den Arm fällt oder sich gar selbst zum Schöpfer aufwirft. Kunst entspringt der Wahrnehmung und nicht der Unterwerfung des Gegenübers.

Dr. Thomas Herwig, Tuscaloosa